Warum Guben?

veröffentlicht von Michael Bergmann

In keiner anderen Stadt habe ich mehr Lebensjahre verbracht als in Guben. Auch wenn ich zuversichtlich bin, dass sich dieser Fakt in den nächsten Jahren unwiderruflich ändern wird, so bleibe ich doch mit diesem Ort verbunden. Eine meiner präsentesten Erinnerungen ist eine Party in den ehemaligen Fabrikhallen der Gubener Wolle. Das war um die Jahrtausendwende. Ich wohnte schon nicht mehr in Guben und hatte wenige Tage davor zufällig davon erfahren. Zwei DJ-Größen aus Berlin sollten auflegen und ich war etwas irritiert, wie es passieren konnte, dass sie es ausgerechnet nach Guben schafften. Egal. Ich fuhr hin. Weiterlesen

Warum Guben?

veröffentlicht von Daniel Krüger

Die Frage lässt sich nicht nur unterschiedlich beantworten, sondern schon auf verschiedene Weise stellen. Rhetorischer Art ist etwa die vorwurfsvolle, genervte Variante: „Warum denn schon wieder Guben!? Warum immer wieder die alten Geschichten und diese Nazis!?“ Die unerwünschte Antwort ist einfach: Weil die Frage so gestellt wird. Weiterlesen

Patinnen und Paten gesucht: „Würdiges Gedenken für alle Todesopfer rechter Gewalt“

veröffentlicht von Mobile Opferberatung Sachsen-Anhalt

Mindestens dreizehn Menschen starben in Sachsen-Anhalt seit 1990 infolge politisch rechts motivierter Gewalttaten: junge Punks, Arbeitsmigranten, Wohnungslose, sozial Randständige, vermeintliche „politische Gegner“ und Menschen mit psychischen und physischen Beeinträchtigungen. Doch lediglich sieben der Getöteten werden in den offiziellen Statistiken als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt. Das öffentliche Gedenken beschränkt sich bislang auf einige wenige Orte. Mit der Kampagne „Würdiges Gedenken für alle Todesopfer rechter Gewalt“ will sich die Mobile Opferberatung für ein öffentliches und nachhaltiges Gedenken in Sachsen-Anhalt einsetzen. Damit sollen auch den oftmals längst vergessenen Opfern Namen, Gesichter und Geschichten zurückgegeben werden. Weiterlesen

Der mit den Enten spricht

veröffentlicht von Redaktion

Die Lausitzer Rundschau (LR) berichtete im April 2012 wie bereits im Vorjahr über den 69-jährigen Hans B. aus der Gubener Kleingartensparte „Kaltenborner Eck“. Auf dem Komposthaufen des Tierfreundes brütete zum dritten Mal eine Stockente. In der LR hieß es: Er „spricht auch mit dem Tier und ist sich sicher, dass die Ente ihn auch genau kennt. Er rechnet damit, dass die Jungen um den 20. April herum schlüpfen.“ Misstrauisch wurden die Lokalreporter dabei nicht. Warum auch? Weiterlesen

NPD-„Bürgernähe“

veröffentlicht von Redaktion

Am 23. März versuchte der NPD-Kreisverband Lausitz, mit Infoständen – unter anderem in Guben – aus seinem derzeitigen Aktionstief herauszukommen. Außerdem hatte die Bundespartei ihre Mitglieder zu einem „sozialen Tag“ aufgerufen, der wie eine Art Subbotnik für Neonazis wirkte. Weiterlesen

Spuren nach Dortmund – V-Mann Toni S. in Kontakt mit NSU-Terroristen?

veröffentlicht von Redaktion

Nachdem unsere Geschichte des Verfassungsschutz-Informanten Toni S. mit seiner Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe im Jahr 2002 endete, nimmt die WAZ heute die Spur des Brandenburger (Ex-)V-Manns wieder auf und ebenso die des NSU-Terroristen Uwe Mundlos. Beide könnten 2006 in Dortmund vor dem Mord an Mehmet Kubaşık zusammengetroffen sein. S. wäre dem NSU damit weitaus näher gewesen, als seine Kontakte ins sächsische Blood&Honour-Netzwerk bislang nahe legten. Er soll zudem mit Waffen gehandelt haben. Weiterlesen

Noten des Hasses aus Guben – Der Fall des V-Manns Toni S.

veröffentlicht von Redaktion

Am Abend des 20. Juli 2002 lösten Beamte des Berliner Landeskriminalamtes (LKA) ein Konzert von NS-Metal-Bands auf, das in Berlin-Marzahn stattfinden sollte. Sie nahmen drei der etwa hundert anwesenden Neonazis fest. Unter ihnen war der damals 27-jährige Toni S., über Jahre eine zentrale Figur der Szene in Cottbus und Guben. Der Zugriff war kein Zufall. Das LKA hatte gegen S. ermittelt und ihn überwacht, weil er in die Produktion der CD „Noten des Hasses“ des Musikprojekts White Aryan Rebels involviert war. Die Beamten gingen offenbar davon aus, dass an jenem Abend Pläne für eine zweite Auflage der konspirativ hergestellten CD besprochen werden sollten. In ihren Songs drohten die White Aryan Rebels Mord und Terror an.

Durch eine Abhörmaßnahme hatte das LKA auch erfahren, was Toni S. wenig später selbst eingestand: Er war V-Mann des brandenburgischen Verfassungsschutzes und fühlte sich dadurch in seinem Handeln gedeckt und bestärkt. Die Affäre wurde in den folgenden Monaten zu einem Skandal um die Unterstützung rechtsextremer Strukturen und Straftaten durch den Verfassungsschutz. An ihrem Ende erhielt S. eine Bewährungsstrafe. Ein Verfahren gegen den VS-Mann, der ihn „betreute“ und dem unter anderem Strafvereitelung vorgeworfen worden war, wurde 2005 wegen Geringfügigkeit eingestellt. Etliche Fragen blieben offen. Inzwischen kommen neue hinzu. Toni S. hatte auch Kontakte in das Umfeld der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Weiterlesen

„Wir haben unsere Verantwortung angenommen“

veröffentlicht von Anna Brausam

Eberswalde, Erinnerung an die Ermordung Amadeu Antonios, 6.12.2012

Eberswalde, Erinnerung an die Ermordung Amadeu Antonios, 6.12.2012

Es war ein langer Weg für Eberswalde ein würdiges Gedenken an Amadeu Antonio zu finden. 22 Jahre nach dessen Tod ist es der Stadt schließlich gelungen auch die gesellschaftliche Verantwortung für die Folgen dieser rassistischen Tat zu übernehmen. Seit der ersten Stunde unterstützte die Amadeu Antonio Stiftung das Bemühen um eine würdige Erinnerungskultur vor Ort. Weiterlesen

CD für die Halde

veröffentlicht von Redaktion

Am 6. März teilte die NPD Lausitz noch mit, dass sie begonnen hätte, die aktuelle „Schulhof-CD“ der Jungen Nationaldemokraten (JN) vor Schulen, unter anderem in Guben, zu verteilen, und kündigte weitere Aktionen an. Am Tag darauf entschied die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, eben diese CD zu indizieren. Auf der „Schulhof-CD“ fand sich das Lied „Unsere Stunde die wird kommen“, das bereits 1994 indiziert worden war, als es auf dem ersten Album des neonationalsozialistischen Liedermachers Frank Rennicke erschien. Weiterlesen

Opfer – Tat – Ort – Gedenken. Mediale Erinnerungsbilder der ‚Hetzjagd von Guben’

veröffentlicht von Alexandra Klei

Guben, Gedenkstein für Farid Guendoul

Guben, Gedenkstein für Farid Guendoul

Jede Berichterstattung benötigt Bildmaterial. Es soll das geschriebene oder gesprochene Wort ergänzen oder wenigstens illustrieren. Es soll die Aufmerksamkeit auf einen Text oder einen Beitrag, bestenfalls aber auf das Ereignis selbst lenken. Es soll Anlass und Auslöser sein, sich mit etwas zu beschäftigen. Mit der ihnen unterstellten Authentizität sollen Fotografien – entgegen allem Wissen um ihre Manipulierbarkeit – die Realität eines Geschehens dokumentieren. Manchen Bildern gelingt es, ikonenhaft mit Ereignissen verknüpft zu werden, scheinbar für sie zu stehen. Dabei sind Fotografien zudem eine Möglichkeit neben anderen, eine Erinnerung zu erzeugen oder zu erhalten. Sie bekommen für diejenigen, die Fotografien herstellen, wie für diejenigen, die sie verwenden, eine Bedeutung. Dabei ergänzen sie andere Medien der Vermittlung, der Auseinandersetzung und der Berichterstattung; bezogen auf rechte Gewalttaten zum Beispiel Gerichtsverfahren, Berichte von Opfern, materiell hergestellte Erinnerungszeichen, Deutungsangebote der Gesellschaft usw. Tatsächliche Abbildungen in diesem Kontext gibt es nur in außerordentlich begrenztem Umfang. Weiterlesen